Selbstorganisation

Die Seminarwoche ist ein Mikrokosmos, in dem konkrete Beteiligung ausprobiert, geübt und diskutiert wird. Die Jugendlichen sind am Prozess beteiligt, planen gemeinsam und zielgerichtet, bestimmen tatsächlich mit und setzen die gemeinsam getroffenen Entscheidungen zeitnah um.

Zum Beispiel kümmert sich im Rahmen der Selbstversorgung die Gruppe selbst gemeinsam um den Einkauf und die Zubereitung der Mahlzeiten. Zu Beginn erklären Seminarleitung und Teamende das Prinzip und geben kleine Anregungen. Die Teilnehmenden planen schließlich die Zeiten, den Einkauf, das Kochen, den Abwasch und verwalten selbst ihren Etat. Selbstorganisation heißt aber auch Mitgestaltung des Seminarablaufs, eigene Inputs hinsichtlich der Seminarinhalte sowie im Freizeitbereich.

Selbstorganisation gelingt nicht automatisch, sondern nur dann, wenn sie gewollt, verabredet und verstanden wird. Das bedeutet, die Gruppe muss sich zu Beginn gemeinsam auf das Prinzip einigen und festlegen, welche Bereiche es umfasst und wie sie damit umgehen wird. Dies ist umso wichtiger, da die meisten Teilnehmenden aus nicht-selbstorganisierten Gesellschaftsstrukturen wie Schule, Universität oder Arbeitsplatz kommen. Der Umgang mit solchen Rechten und Freiräumen ist daher oft ungewohnt.
Stattdessen erwarten wir, eine Aufgabe gestellt zu bekommen, die wir allenfalls noch selbständig lösen dürfen.
Fehlt diese Direktive von oben, bricht die Handlungsbereitschaft oft zusammen und es bleibt der falsche Satz stehen: “Ohne Druck, ohne Chef, geht es nicht.”

Selbstorganisation muss erfahren werden. Es muss verstanden und geübt werden, mit den Freiheiten und den damit verbundenen Aufgaben umzugehen.